HR und KI Beschäftigten steigern und zu besseren Entschei- dungen führen. Sie ist eine Meisterin der Routine und rund um die Uhr für uns da. Menschen hin- gegen sind genau dann gefragt, wenn frische He- rangehensweisen benötigt werden, die man auch mit einer Fülle von Daten nicht berechnen kann. Ideen mit Charakter sozusagen. Menschen sind Generalisten – und Multitalente. Wir punkten mit Humor, mit Fantasie, Empathie, Intuition, Impulsivität, Spiritualität, mit Kontext- erfassung, Fingerspitzengefühl, Improvisations- talent, Verhandlungsgeschick, gesundem Men- schenverstand – und mit Liebe. Top ausgeprägt ist bei uns auch die Lust am Sozialen, das, was der Anthropologe Lionel Tiger „Sociopleasure“ nennt. Wer es auf solchen Gebieten zur Könnerschaft bringt und sich zudem beruflich stets weiterent- wickelt, ist im Digitalzeitalter vorn. Selbstlernende Software kann nicht nur von sich aus intelligenter werden, sie ist längst auch krea- tiv. Manche KI beginnt bereits autonom nach Be- tätigungsfeldern zu suchen, weil man ihr Beloh- nungsprogramme eingepflanzt hat. Sie bringt sich selbst etwas bei. Smarte KI kann Geschich- ten schreiben, Symphonien komponieren, eigene Kunstwerke erschaffen, Emotionen interpretie- ren, Mitgefühl simulieren. Sie kann sich program- mieren und sich replizieren, also selbstständig neue Intelligenzen gebären. Doch Ethik, Werte, Moral: Das kennt die Techno- logie nicht. Das muss von den Menschen kom- men. Am Anfang jeder Software-Programmierung steht immer ein Mensch. So spiegelt KI unsere Werte. Sie übernimmt das Gute und das Schlech- te von uns. In den Händen der Falschen ist sie ein Teufelszeug. Obacht ist also existenziell. Worin KI & Co. besser sind Wissen und Weisheit verknüpfen Künstliche Intelligenzen sind Spezialisten auf ei- nem bestimmten Gebiet. Sie lösen vordefinierte Anwendungsaufgaben. Nachdem sie eine Weile geübt haben, sind sie darin immer besser als der Mensch. Geht es um Schnelligkeit, große Stückzah- len, Informationsberge, Automatisierung, um das Bewältigen repetitiver, fehleranfälliger, anstren- gender, schmutziger, ungesunder, gefährlicher Ar- beit, liegt KI vorn. Sie lernt irre flott, weil sie riesige Datenmengen verarbeiten und diese miteinander vernetzen kann. Sie braucht höchstens Stunden da, wo Menschen Wochen, Monate, Jahre brauchen. Das neue Buch der Autorin Anne M. Schüller Bahn frei für Übermorgengestalter 25 Quick Wins für Innovatoren und Zukunftsversteher Gabal Verlag 2022, 216 Seiten, 24,90 Euro ISBN: 978-3967390933 Eine gut gemachte künstliche Intelligenz ver- sucht nicht, das menschliche Gehirn zu imitieren. Sie unterstützt uns vielmehr darin, bessere Er- gebnisse hervorzubringen. So macht künstliche Intelligenz aus Zahlen, Daten und Informationen Wissen, menschliche Intelligenz gelangt über Wissen, Erfahrungen und Reflexion zum Erfolg. Zum Beispiel verknüpft der Online-Anbieter Out- fittery, wie ähnliche Anbieter auch, die Stärken menschlicher und künstlicher Intelligenz so: Auf Basis von Informationen, die der Besteller im Vor- feld zur Verfügung stellt, gibt zunächst die KI eine Empfehlung ab, welche Artikel aus dem breiten Sortiment dem Kunden am besten gefallen könn- ten. Da die KI aber kein Modebewusstsein hat, be- schäftigt Outfittery Stylisten, die die finalen Out- fits für die Kleiderboxen zusammenstellen. Überall rücken Mensch und KI enger zusammen. Als Tandem sind sie sowohl dem Menschen allein als auch der KI allein überlegen. Kernfragen sind also diese: • Was kann KI besser als Menschen? • Was können Menschen besser als KI? • Wann überlassen wir die Arbeit der KI – und wann schreiten wir ein? • Welche neuartigen Lösungen können Men- schen mit KI-Unterstützung erbringen? • Wie kann es gelingen, das Beste von beidem so miteinander zu verknüpfen, dass es unser Le- ben, unsere Arbeit und die Welt besser macht? Um diese Fragen herum werden eine Menge neue Berufsbilder entstehen. HR Performance 4/2022 61