die Belastung anderer möglichst gering zu halten, können präventive Maßnahmen getroffen werden. Hierzu zählt etwa die Schaffung klarer Vertretungsregelungen. Zu knappe zeitliche und personelle Res- sourcen lassen dagegen in solchen Fällen Druck entstehen. Die erkrankte Person könnte sich unwohl fühlen, wenn bereits ausgelastete Kolleg*innen zusätzlich ihre Aufgaben übernehmen müssen und da- her trotz Erkrankung zur Arbeit kommen (Präsentismus). Insofern liegt die Schaffung eindeutiger Regeln sowie eine sinnvolle und vorausschauende Ressourcenplanung in der Verantwortung der Führungskraft und des Unternehmens. FÜHRUNGSSTILE Fünftens können Führungsstile und kon- krete Verhaltensweisen von Führungskräf- ten auf die Gesundheit von Mitarbeitenden wirken. Ein intensiv untersuchtes Konzept, das positiv mit der Gesundheit der Mitarbei- tenden verbunden ist, ist transformationa- le Führung. Dabei streben Führungskräf- te danach, Ziele, Werte, Einstellungen und Wünsche der Mitarbeitenden zu verändern. Genutzt werden vier Verhaltensweisen: ide- alisierter Einfluss (z. B. über eigene Über- zeugungen und Werte sprechen), inspirie- rende Motivation (z. B. sich optimistisch über die Zukunft äußern), intellektuelle Stimulation (z. B. Probleme aus verschie- denen Blickwinkeln betrachten) und indi- viduelle Unterstützung (z. B. Mitarbeitende beim Ausbau ihrer Stärken unterstützen). Transformationale Führung steht u. a. in Zusammenhang mit geringerem Stress und Burn-out bei Mitarbeitenden. Im Zusammenhang mit der Gesundheit von Mitarbeitenden wird darüber hinaus häufig das Konzept der Leader-Member- Exchange herangezogen. Dabei wird an- genommen, dass Führungskräfte und Mit- arbeitende je individuelle Beziehungen haben, die von unterschiedlicher Qualität sind. Eine Beziehung mit hoher Qualität zeichnet sich u. a. dadurch aus, dass man die jeweils andere Person schätzt, gern mit ihr zusammenarbeitet und als unterstellte Per- son der Führungskraft zuliebe auch mehr leistet, als in der Arbeitsplatzbeschrei- bung gefordert wird. Gute Beziehungen sind durch Vertrauen, Commitment und gegenseitigen Respekt gekennzeichnet. Forschungsergebnisse zeigen, dass höhere Beziehungsqualität zwischen Führungsper- son und Mitarbeitenden mit verringertem Stress und geringeren Burn-out-Werten der Mitarbeitenden einhergeht. Für das Wohlbefinden der Führungskräf- te ist es zudem wichtig, dass zwischen den einzelnen Teammitgliedern keine großen Unterschiede in der Beziehungsqualität bestehen. Einzelne Teammitglieder soll- ten also nicht das Gefühl haben, dass an- dere eine wesentlich bessere Beziehung zur Teamleitung haben als sie selbst. Füh- rungskräfte können qualitativ hochwertige Austauschbeziehungen mit Mitarbeitenden schaffen, indem sie beispielsweise regel- mäßig Feedback geben, auf Entwicklungs- möglichkeiten ihrer Mitarbeitenden achten und diese ansprechen oder Verständnis für berufliche, aber auch private Bedürfnis- se oder Bedarfe der Mitarbeitenden (z. B. Care-Arbeit oder Erkrankungen) zeigen. Aus diesen Ansätzen geht deutlich hervor, dass Führungskräfte durch ihren Füh- rungsstil und ihr Verhalten positiv oder negativ auf die Gesundheit ihrer Mitar- beitenden wirken können. Ein Extrem- fall ist destruktives Führungsverhalten: Handlungen einer Führungskraft über einen längeren Zeitraum hinweg, die von den Mitarbeitenden als feindlich und/oder obstruktiv wahrgenommen werden. Hier- zu gehört sich über Mitarbeitende lustig zu machen, sich vor anderen negativ über Mitarbeitende zu äußern oder sie zu er- niedrigen. Derartige Handlungen werden auch als Bossing bezeichnet. Die Ursachen für ein solches Verhalten von Führungskräften sind vielfältig. Es steht beispielsweise in Zusammenhang mit Narzissmus: Je höher Narzissmus bei einer Führungskraft ausgeprägt ist (insbeson- dere Facetten, die sich durch aggressives Verhalten und hohe Rivalität gegenüber möglicher Konkurrenz auszeichnen), des- to häufiger berichten Mitarbeitende von Bossing. Forschungsergebnisse zeigten, dass derartige Verhaltensweisen der Füh- rungskräfte mit niedrigem Wohlbefinden, negativem Affekt und Stress bei den Mit- arbeitenden einhergehen. Schlechte Füh- rung wirkt also nicht nur auf die Arbeits- leistung, sondern auch auf die Gesundheit der Mitarbeitenden. Betriebliches Gesundheitsmanagement FAZIT Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Führungskräfte erheblichen Einfluss auf die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden ha- ben – auch wenn dieser nicht immer of- fensichtlich ist. Bereits durch kleinere Veränderungen in der Zusammenarbeit, beispielsweise verbesserte Kommunikati- on oder Einführung neuer Routinen und Regelungen, können Verbesserungen an- gestoßen werden. Gehen Sie als Führungskraft also selbst mit gutem Beispiel voran (z. B. durch aus- reichend Ruhepausen), schaffen Sie ge- sundheitsförderliche Arbeitsbedingungen (z. B. durch eine möglichst stressfreie Ar- beitsumgebung), stellen Sie stressmildernde Ressourcen für Ihre Mitarbeitenden bereit (z. B. durch konstruktives Feedback oder das Angebot von Weiterbildungsmaßnah- men), beziehen Sie das gesamte Team ein und berücksichtigen Sie alle (z. B. durch die Möglichkeit zur Partizipation mittels Befragungen oder ausreichende personel- le Ressourcen) und arbeiten Sie an einem gesundheitsförderlichen Führungsstil (z. B. transformationale Führung oder qualitativ hochwertige Austauschbeziehungen mit den Mitarbeitenden). ■ Literatur: 1. Bartholdt, L., & Schütz, A. (2010). Stress im Arbeitskon- text. Ursachen, Bewältigung. Beltz. 2. Bernerth, J. B., & Hirschfeld, R. R. (2016). The subjective well-being of group leaders as explained by the quality of leader-member exchange. The Leadership Quarterly, 27(4), 697–710. 3. Gauglitz, I. K., & Schyns, B. (2024). Triggered abuse: How and why leaders with narcissistic rivalry react to follower deviance. Journal of Business Ethics. 4. Gauglitz, I., Schyns, B., Fehn, T., & Schütz, A. (2023). The dark side of leader narcissism: The relationship between leaders’ narcissistic rivalry and abusive super- vision. Journal of Business Ethics, 185(1). 5. Harms, P. D., Credé, M., Tynan, M., Leon, M., & Jeung, W. (2017). Leadership and stress: A meta-analytic review. The Leadership Quarterly, 28(1), 178–194. 6. Köppe, C., Kammerhoff, J. & Schütz, A. (2018). Leader-follower crossover: Exhaustion predicts somatic complaints via StaffCare behavior. Journal of Managerial Psychology, 33(3), 297–310. 7. Schütz, A., Köppe, C., & Andresen, M. (2020). Was Füh- rungskräfte über Psychologie wissen sollten. Hogrefe. 8. Schyns, B., & Schilling, J. (2013). How bad are the effects of bad leaders? A meta-analysis of destructive leadership and its outcomes. The Leadership Quarterly, 24(1), 138–158. 9. Wegge, J., Shemla, M., & Haslam, S. A. (2014). Leader Behavior as a Determinant of Health at Work: Speci- fication and Evidence of Five Key Pathways. German Journal of Human Resource Management: Zeitschrift Für Personalforschung, 28(1–2), 6–23. HR Performance 3/2024 ▶ Compensation & Benefits 27 Bild: thowithun - stock.adobe.com